550 Jahre Vereinigte St. Antonius- und St. Sebastianus-Bruderschaft Hinsbeck

 

Die älteste heute noch bestehende Bruderschaft im Dekanat Nettetal-Grefrath ist die Vereinigte St. Antonius- und St. Sebastianus-Bruderschaft Hinsbeck, die im August 2014 ihr 550jähriges Bestehen feiern konnte. Nach einem Bruderschaftsbuch von 1545 geht ihre Gründung auf das Jahr 1464 zurück. Sie wird folgendermaßen beschrieben: „Dies ist in der Kirche zu Hinsbeck die Bruderschaft der hl. Dreifaltigkeit, des hl. Kreuzes, der seligen Jungfrau Maria und der Heiligen Anthonius und Sebastianus, welche ja angefangen ist im Jahre 1464.“ Danach werden auf 42 Seiten die Mitglieder aufgelistet, ca. 60 Namen von kirchlichen Amtsträgern, ca. 60 Namen adeliger Mitglieder sowie die „normalen“ Mitglieder, insgesamt ca. 1100 Personen.

Die neuen Statuten von 1629 brachten eine Änderung, hier war nur noch von der Antonius-Bruderschaft die Rede, „junge Schützen“ durften nicht mehr aufgenommen werden. Es scheint so, als wenn sich um 1620 die Sebastianer als Junggesellen-Bruderschaft abgespalten haben, denn es ist bekannt, dass sich die St. Sebastianus-Bruderschaften damals dem Schützen-wesen zuwandten, die Antonius-Bruderschaften der sozialen Unterstützung der Armen verhaftet blieben. Vielleicht war dies der Grund zur Teilung.

Weitere schriftliche Nachrichten über die St. Sebastianus-Bruderschaft fehlen. Es sind jedoch zwei Bruderschaftsstäbe von 1770 und 1772 sowie Schützen-silber aus allen Jahrhunderten vorhanden. Erst im Jahre 1910 ist die „St. Sebastianus-Schützenbruderschaft“ wieder schriftlich belegt, als sie ihr 300jähriges Bestehen feierte (als Gründungsjahr wurde das auf dem ältesten Königssilber angegebene Jahr 1610 angesetzt). In den Kriegsjahren und der nachfolgenden schwierigen Zeit fand kein Vereinsleben mehr statt, erst zum 325jährigen Jubiläum im Jahre 1935 kam es wieder zu einem Vogelschuss. Als die Nationalsozialisten die kirchlichen Bruderschaften auf einen Beitritt in den von ihnen beherrschten Deutschen Schützenbund drängten, lehnte dies die Bruderschaft ab. Um allen Unannehmlichkeiten zu entgehen, über-gab Brudermeister Richard Dammer das Silber und die Bücher der Kirche. Nach dem 2. Weltkrieg berief der neue Brudermeister Hubert Fenkes alle Sebastianer zu einer Versammlung, um die Bruderschaft wieder aufleben zu lassen. Doch weiteren Aktivitäten entstanden nicht.

Auch über das Geschehen innerhalb der St. Antonius-Bruderschaft nach 1629 ist wenig bekannt. Im Bruderschaftsbuch von 1819 sind neben neuen Statuten auch die vorhandenen Königsplatten der Antonius-Schützen von 1707 bis 1851 aufgelistet. Zum 275jährigen Bestehen (von 1616 stammt das älteste Antonius-Schützensilber) wurde 1890 und zum 300jährigen im Jahre 1924 ein Jubiläums-Schützenfest gefeiert. Während der beiden Welt-kriege ruhte jede Tätigkeit, auch ihr Brudermeister Willi Fenkes übergab das Silber und die Bücher der Kirche. Am Antoniustag 1948 fand in „alt hergebrachter Weise“ das Patronatsfest statt, die 100 Mitglieder wählten Theodor Fenkes zum ersten Brudermeister. Ein Jahr später feierte man mit König Wilhelm Franken etwas verspätet das 325jährige Bestehen.

1960 erfolgte der Wiederzusammenschluss der beiden Bruderschaften zur heutigen Vereinigten Bruderschaft Hinsbeck. Das erste gemeinsame Schützen-fest wurde im Jahre 1961 zum 350jährigen (1610-1960) Bestehen gefeiert. Schützenkönig war Paul Gerhards, der anschließend von 1962-1974 auch Brudermeister war. Im Rhythmus von drei Jahren wurden nun mit wenigen Ausnahmen Schützenfeste veranstaltet.

Am Buß- und Bettag 1978 wurde die Schießgruppe der Vereinigten Bruder-schaft gegründet, 1982 erstellte man in Eigenleistung eine Schießanlage. Von nun an wurde jährlich ein „Jedermann-Schießen“ durchgeführt. 1985 kamen der Vorstand und die Schützenfrauen auf die Idee, hierbei eine Cafeteria einzuführen, deren Erlös seitdem dem Verein zur Unterstützung krebskranker Kinder, heute „Löwenkinder“, gestiftet wird. Diese Aktion hat bisher ca. 40.000 Euro eingebracht.

Der Dorfchronist Franz Josef Weuthen fand 1985 im Pfarrarchiv das Bruder-

schaftsbuch mit dem Gründungsjahr 1464. Daher beschloss man, 1985 statt des ursprünglich geplanten 375jährigen das 500jährige Bestehen der Bruder-schaft nachzufeiern. 1989 konnte dann beim Schützenkönig und Bruder-meister Karl Leuf passend zum Gründungsjahr 1464 das 525jährige Bestehen gefeiert werden. Von nun an wurde fast regelmäßig im Dreijahresrhythmus ein Schützenfest gefeiert.

Das Jubiläums-Schützenfest zum 550jährigen Bestehen im Jahre 2014 mit Schützenkönig Willi Opdensteinen war ein Schützenfest der Superlative, die Beteiligung der befreundeten Schützenvereine und der Bevölkerung war hervorragend. Beim Festakt überreichte der Landtagsabgeordnete Markus Opdendrenk der Bruderschaft für ihre Verdienste die NRW-Ehrenplakette. Der Bezirks-Bundesmeister des Dekanats Schwalmtal-Brüggen Franz Rosen-berger ehrte die Bruderschaft mit der Hochmeisterplakette des Deutschen Schützenbundes sowie der Anhängefahne zur Bruderschaftsfahne.

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