550 Jahre Vereinigte St. Antonius- und St. Sebastianus-Bruderschaft Hinsbeck
Im 14. und 15. Jahrhundert entstanden in ganz Deutsch-land Bruderschaften. Diese lassen sich nach zwei Grundformen unterscheiden: Bruderschaften der Zünfte und Gilden, also wirtschaftliche Zusammenschlüsse, bei denen nur Mitglieder der Zünfte und Gilden Mitglied werden konnten. Die zweite Form waren kirchlich ausgerichtete Bruderschaften, die allgemeine Zusammenschlüsse verschie-dener Personen waren, die sich besonders der Pflege und Unterstützung Armer und Kranker annahm. Bei der letzteren konnten Personen unterschiedlichster Herkunft, auch beiderlei Geschlechts, Mitglied werden. Diese Bruderschaften waren meist nach einem oder mehreren Heiligen benannt.
Teil 1: Gründung und erstes Bruderschaftsbuch
Die älteste noch heute bestehende Bruderschaft im Dekanat Nettetal-Grefrath ist die Vereinigte St. Antonius- und St. Sebastianus-Bruderschaft Hinsbeck, die im August 2014 ihr 550jähriges Bestehen feiern kann. Nach einem Bruderschaftsbuch aus der Anfangszeit der Bruderschaft, das in einer im Jahre 1545 erstellten Abschrift vorliegt, geht deren Gründung auf das Jahr 1464 zurück. Auf dem ersten Blatt stehen die Einträge von zwei Hinsbecker Pfarrern. Der erste lautet: „Gotzvinus Boetzman [Pastor vor 1543 bis 1604] hat dieses Buch zustande gebracht.“ Der zweite Eintrag lautet: „Henricus Veltman, Pastor in Hinsbeck [Pastor 1604 bis 1629]. Im Jahre 1604, gerade auf dem Tag der hl. Maria Magdalena [22. Juli] habe ich obenbezeichneter angefangen als Pastor in Hinsbeck zu wirken.“ Er führte also dieses Buch weiter. Darüber hinaus schreibt er: „Im Jahre des Herrn 1543 am Tag der hl. Agnes [21. Januar] habe ich die Einkünfte der Kirche in Hinsbeck zu-sammengestellt und gleicher-maßen die der Bruderschaft dieser Kirche.“ Weiterhin bestätigt er, dass er die auf ewig festgelegten Jahr-gedächtnisse aus den im Jahre 1500 von seinem Vorgänger Sibert Boetzman (Pastor ca. 1484 bis 1518) verfassten Aufzeichnungen übernommen hat.
Die Bruderschaft selbst wird in einer Überschrift folgendermaßen vorgestellt: „Dies ist in der Kirche zu Hinsbeck die Bruderschaft der hl. Dreifaltigkeit, des hl. Kreuzes, der seligen Jungfrau Maria und der Heiligen Anthonius und Sebastianus, welche ja angefangen ist im Jahre 1464.“ Danach werden auf 42 Seiten die Mitglieder der Bruderschaft aufgelistet. Die ersten beiden Seiten enthalten ca. 60 Namen von kirchlichen Amtsträgern, mehrfach ergänzt und erweitert, nicht nur aus Hinsbeck, sondern auch aus Lobberich, Süchteln, Herongen usw. Auf den nächsten beiden Seiten folgen ca. 60 Namen adeliger Mitglieder z.B. von Krickenbeck, von Holthausen, von Barle, von Spee usw. Dann folgen die „normalen“ Mitglieder. Insgesamt führt das Buch ca. 1100 Mitglieder auf, mehrheitlich Eheleute und eventuell deren Kinder, aber auch Einzelpersonen. Viele stammen auch aus den umliegenden Ortschaften, die Bruderschaft lehnte niemanden als Mitglied ab.
Heinz Koch